Uwe Johänntgen, Gesamtleiter Marketing der und seit 2012 Mitglied der Geschäftsführung beim ganzheitlich nachhaltig tätigen Versandhandel, erläuterte das Kernziel seines Unternehmens: Wachstum ja – aber nicht um jeden Preis. Das Unternehmen hat ca. 130 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2013 einen Umsatz von 20 Millionen Euro. 120.000 Kunden hat memo, die Wert darauf legen, dass alle Büroartikel nachhaltig sind und einfach recycelt werden können. Oft genügen schon einfache Maßnahmen, um den eigenen Bezug zur Nachhaltigkeit mit konkreten Taten sichtbar zu machen – das beginnt bereits in den Büros.  Uwe Johänntgen zeigte, dass unabhängige und anerkannte Umweltzeichen und Labels bei der Orientierung einen verlässlichen Anhaltspunkt bieten und damit bewussten Konsum befördern können.

Warum memo-Life - Ein Interview mit Uwe Johänntgen....

Claudia Silber ist seit 2009 als Pressesprecherin bei der memo AG/Greußenheim tätig – seit 2013 leitet sie den Bereich Unternehmenskommunikation des Unternehmens. In dieser Funktion ist sie nicht nur für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des ganzheitlich nachhaltig tätigen Versandhandels zuständig, sondern verantwortet auch das Sponsoring und ist Ansprechpartnerin für die zahlreichen Kooperationspartner der memo AG.

Nach dem Studium der Germanistik und Journalistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg war sie einige Jahre in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Textilunternehmen tätig. Ein internes CSR-Projekt weckte ihr Interesse am Thema Nachhaltigkeit, dem sie sich seither beruflich widmet. Zu ihren Aufgaben gehört u.a. auch die Mitarbeit am memo Nachhaltigkeitsbericht, der alle zwei Jahre erscheint.

Claudia Silber-  Die memo AG: nachhaltig Leben und Arbeiten

Einfach anfangen - Erste Schritte zur Nachhaltigkeit

Das Beschaffungswesen von Vereinen und Gemeinden, aber auch Privathaushalten stellt eine wichtige Möglichkeit dar, durch umweltfreundliche Aktivitäten eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, die zudem hilft, Kosten und Ressourcen zu sparen. Lernen lässt sich dabei vor allem von Pionieren aus der Praxis. Dazu gehört  die memo AG - ein Versandhandel mit über 10.000 Produkten für Büro, Schule, Haushalt und Freizeit, die gezielt nach ökologischen und sozialen Kriterien ausgewählt sind. Im letzten Jahr waren Claudia Silber (Leiterin Unternehmenskommunikation) und Uwe Johänntgen (Leiter Gesamtmarketing) von der memo AG zu Gast bei den Burgthanner Dialogen, um die gemeinsame Kooperation mit HORIZONT e.V., dem von Jutta Speidel für obdachlose Mütter und Kinder gegründeten Verein, vorzustellen. Es wurde gezeigt, dass es nicht immer monetäre Unterstützung sein muss, sondern dass es darauf ankommt, kontinuierlich etwas zu tun im Rahmen der eigenen Möglichkeiten: ob mit Know-how oder Produkten aus einer nachhaltigen Wertschöpfungskette.  

 

Nachgefragt bei Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation der memo AG, und Uwe Johänntgen, Gesamtleitung Marketing der memo AG

Die erste Frage von Organisationen und Unternehmen lautet häufig: „Wo sollen wir mit einer nachhaltigen Ausrichtung im Beschaffungsbereich beginnen?“ 

Claudia Silber: Ich kann diese Frage durchaus nachvollziehen, denn beim Umstieg auf nachhaltige Beschaffung sieht man oft „den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Hinzu kommen oft langjährige und persönliche  Lieferanten- und Geschäftsbeziehungen im Bereich Büromaterial-Beschaffung, die einer Neuorientierung im Wege stehen. Eine interne Recherche nach ökologischen Alternativprodukten ist letztlich auch langwierig und aufwändig. Zunächst ist es deshalb wichtig, erst einmal ein Bewusstsein für das Thema zu entwickeln, einen Konsens über den gesamten Verband hinweg zugunsten nachhaltiger Beschaffung zu finden und dann klein anzufangen und nicht alle Maßnahmen sofort und auf einmal umsetzen zu wollen. Angefangen werden sollte da, wo sich die größten Effekte bemerkbar machen – Verbände sind wie Unternehmen oft Großverbraucher von Papier. So kann z.B. der interne Schriftverkehr  und anschließend die Geschäftskorrepondenz auf Recyclingpapier umgestellt werden. Dadurch können Kosten gesenkt und aktiv zum Umweltschutz beigetragen werden, da für Recyclingpapier kein einziger Baum gefällt werden muss.

Sinnvoll ist es, erst einmal mit Maßnahmen zu beginnen, die ohne großen Aufwand möglich sind. Dabei geht es lediglich um einen Vergleich und das Ersetzen von bestimmten Produkten. Eine Bedarfsanalyse vorab ist in jedem Fall empfehlenswert. Dass sich die Investitionen in ökologisch sinnvolle, langlebige und qualitativ hochwertige Produkte im Büro lohnen, schlägt sich letztlich dann auch positiv in der Bilanz nieder.

Welche Kriterien sollten beim Einkauf beachtet werden?

Uwe Johänntgen: Es sollte darauf geachtet werden, dass nicht nur Qualität und Wirtschaftlichkeit zählen, sondern auch ökologische und soziale Aspekte. Festgeschrieben werden sollten diese im Idealfall bei größeren Organisationen in gültigen  Beschaffungsrichtlinien sein. Die interne Beschaffung lässt sich nutzen, um Umweltbelastungen zu reduzieren und das Angebot nachhaltiger Produkte gezielt zu fördern. Dazu gehören z.B. Produkte mit Umweltzeichen, aus Fairem Handel, sicherheitsgerechte und gesundheitlich unbedenkliche Produkte sowie jene, die den Respekt der Menschenrechte in der Zulieferkette zusichern (z.B. keine Kinderarbeit), aber auch langlebige, reparaturfreundliche und energieeffiziente Produkte, Produkte aus Recyclingmaterial, ebenso Produkte mit Nachfülllösungen (z.B. Textmarker mit Nachfüllpatronen) und jene, die bei Verpackung und Transport umweltverträglich sind.

Was lässt sich zum Thema nachhaltige Beschaffung von memo lernen?

Claudia Silber: Unsere Sortimentsgestaltung könnte wichtige Impulse für die eigene Beschaffung geben: So werden in unser Sortiment ausschließlich sorgfältig geprüfte, umwelt- und sozialverträgliche sowie qualitativ hochwertige Produkte aufgenommen. Unser Anspruch ist es, für jeden Produktbereich die jeweils nachhaltigste Alternative anzubieten – und das zu einem fairen Preis.

Woran können sich Organisationen und Unternehmen orientieren?

Claudia Silber: Anerkannte Umweltzeichen, wie z.B. der „Blaue Engel“,  bieten Sicherheit und Orientierung beim Einkauf nachhaltiger Produkte. Wir listen bevorzugt Produkte, die derartige Umweltzeichen und Labels tragen, die von unabhängigen Organisationen vergeben werden. Bei etwa einem Drittel der Artikel in unserem Sortiment und vor allem bei unserem eigenen memo Markensortiment ist das der Fall. Über 1.000 Artikel tragen mittlerweile den Namen memo, beispielsweise das memo Multifunktionspapier „Recycling Plus“ oder unsere Recyclingordner.

Weshalb nimmt die Eigenmarke eine hohe Bedeutung ein? Reichen die anderen Standards nicht aus?

Uwe Johänntgen: Alle memo Markenprodukte erfüllen besonders hohe ökologische Standards, um Mensch, Umwelt und Klima bei Herstellung, Gebrauch und Verwertung geringstmöglich mit Schadstoffen zu belasten. Deutlich wird das schon beim Recyclingpapier: Gegenüber der Herstellung eines Frischfaserpapiers verbraucht die Produktion des memo Papiers„Recycling Plus“ 72 Prozent weniger Energie. Der CO2-Fußabdruck des Produkts schrumpft dadurch auf weniger als die Hälfte.

Welche Vorteile haben umweltfreundliche Produkte?

Claudia Silber: Sie schonen natürliche Ressourcen, Umwelt und Klima. Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist das Treibhauspotential für das Drucken von 1.000 Seiten bei einem Multifunktionsgerät mit dem Umweltzeichen Blauer Engel etwa um die Hälfte geringer als bei einem konventionellen Gerät.

Welche Grundsätze sind für die Anwendung von Beschaffungskriterien zu beachten?

Uwe Johänntgen: Beim Kauf von Produkten, die im Ausland produziert werden, ist vor allem sicherzustellen, dass bei der Herstellung Sozial- und Umweltstandards berücksichtigt wurden. Dies sollte durch eine Zertifizierung einer unabhängigen Organisation oder eine entsprechende Selbstverpflichtungserklärung nachgewiesen werden.

Wie stellen Sie Ihre eigene Beschaffungskette bei Herstellern in Übersee sicher?

Uwe Johänntgen: Indem wir zertifizierte Hersteller, z. B. nach SA 8000 oder DIN EN ISO 9001 und 14001, bevorzugen und sehr eng mit den deutschen Agenturen der Hersteller zusammenarbeiten. Bei besonders kritischen Produkten wie beispielsweise Leuchtmitteln besuchen wir die Lieferanten auch persönlich.

Anfang Oktober haben Sie zum sechsten Mal einen Nachhaltigkeitsbericht für die Jahre 2013/14 veröffentlicht. Neben den Ökobilanzen für vier memo Markenprodukte liegen inhaltliche Schwerpunkte auf der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens, der Wahrung der Mitarbeiterinteressen und auf seiner Sortiments- und Beschaffungspolitik. Zunehmend werden Nachhaltigkeitsberichte veröffentlicht. Welche Rolle sollte hier das Beschaffungswesen einnehmen, und welchen Stellenwert hat das Thema in Ihrem Bericht?

Claudia Silber: Für die memo AG ist nachhaltige Beschaffung einer von vielen Bausteinen einer ganzheitlich nachhaltigen Philosophie und Strategie. Außerdem ist nachhaltige Beschaffung unser Kerngeschäft – die Belieferung von Geschäftskunden mit nachhaltigem Büromaterial war der Anfang der memo AG. Der Bereich ist für uns mittlerweile so selbstverständlich, dass wir in unserem Nachhaltigkeitsbericht die Schwerpunkte vor allem in den Bereichen Mitarbeiter, Sortiment, Logistik, Ressourcenschonung und Kommunikation sehen.

Meiner Ansicht nach macht ein Nachhaltigkeitsbericht erst dann Sinn, wenn es wirklich etwas zu berichten gibt und regelmäßig offen, transparent und ehrlich die Fortschritte dokumentiert werden können. Das bedeutet, dass nachhaltige Beschaffung ein Thema von vielen nachhaltigen Themen ist, die in eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie eingebettet sein sollten. Ansonsten bleibt es eine isolierte Einzelaktion, die als grüne Maßnahme die restliche nicht nachhaltige Arbeitsweise übertüncht.

Das Interview führte Dr. Alexandra Hildebrandt

 

Die memo AG ist ein Versandhandel mit über 10.000 Produkten für Büro, Schule, Haushalt und Freizeit, die gezielt nach ökologischen und sozialen Kriterien ausgewählt sind. Darüber hinaus verfolgt das Unternehmen seit ihrer Gründung in allen Geschäftsbereichen konsequent die Kriterien der Nachhaltigkeit, die gleichermaßen berücksichtigt und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Weiterlesen.....

Die memo AG unterstützt die Burgthanner Dialoge 2013, weil sie davon überzeugt ist, dass nachhaltiges Wirtschaften vieles bewegen und bewirken kann.

Weitere Informationen finden Sie unter www.memo.de


Die Sinnmacher

Die memo AG: Nachhaltige Unternehmen versprechen nichts, sondern lösen ein. „Was der Mensch ist, das ist er durch die Sache, die er zur seinen macht.“ (Karl Jaspers)

Weg und Vision

Eine Sache zur eigenen „machen“ ist zugleich ein Appell an die Selbstverantwortung, seinen eigenen Weg zu gehen und tiefgreifende Wahlentscheidungen zu treffen, die das eigene Leben nachhaltig prägen: Wer bin ich? Wer will ich sein? Was brauche ich? Wohin will ich, und mit wem gehe ich? Auch heißt es, jemand habe „seinen Weg gemacht“. Damit verbunden ist eine Philosophie des Handelns, die in der Lage ist, dem Leben einen Sinn zu geben. Viele erfolgreiche Unternehmer werden von ihr geleitet. Zu ihnen gehören auch die Gründer der memo AG, dem europaweit tätigen Versandhaus für ökofaire Non-Food-Produkte. Lange bevor das Wort „nachhaltig“ in aller Munde war, verkaufte Jürgen Schmidt seinen Mitschülern auf dem Schulhof umweltverträgliche Schulartikel. 1989 gründete er mit Ulrike Wolf, Helmut Kraiß und Thomas Wolf, die noch heute im Unternehmen tätig sind, einen ökologischen Versandhandel für Büroartikel – der „Firmenausstatter für Umweltbewusste“. Zehn Jahre später entsteht daraus die memo AG. Das heutige Firmengebäude ist ganzheitlich nachhaltig konzipiert, von der Wärmeversorgung aus einer Hackschnitzel-Heizanlage über die Dämmung mit recycelten Papierfasern bis hin zu einer Regenwasserzisterne und einem Gründach.

Es war von Beginn an die Vision der Gründer, ein "ideales Unternehmen" aufzubauen. Im Fokus stand das Motto: Möglichst viele Produkte verkaufen – aber nicht um jeden Preis. Denn Ökonomie, Ökologie und Soziales stehen in der Unternehmensphilosophie gleichberechtigt nebeneinander. Dabei setzten sie auf Beharrlichkeit und langsame Weiterentwicklung des Unternehmens, was zwangsläufig auf eine Konzentration ihrer Stärken führte – sich auf seine Schwächen zu konzentrieren hätte bedeutet, sich den Wettbewerbern unterzuordnen.

 

memo machte nicht nach, sondern gab vor

Wie ist es gelungen, memo mit wenig finanziellen Mitteln zu einer starken Marke zu machen? Ganz einfach: memo machte nicht nach, sondern gab vor. Die Marke präsentierte sich niemals in Form von teurer Werbung, die oft mit dem Trugschluss verbunden ist, dass der Umsatz schon kommt, wenn sie erst einmal bekannt ist. memo hat niemals vordergründig geworben, weil die Kunden im Hintergrund längst über die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens – von der Philosophie, der Beschaffung und Logistik bis hin zu Marketing und Vertrieb – informiert waren.

memo ist ein Beispiel dafür, dass eine Marke nicht von heute auf morgen „gemacht“ werden kann. „Markenaufbau, -etablierung und -führung sind langfristige Aufgaben, deren Ziele von einer visionären Strategie geprägt sind und sich selten mit kurzfristiger Taktik erreichen lassen. Sie muss sich von innen nach außen entwickeln“, sagt Uwe Johänntgen, Gesamtleitung Marketing der memo AG. Nachhaltige Marken entstehen nicht durch PR, Werbung und Reichweite, die im besten Fall nur zu Bekanntheit führen, sondern durch nachhaltige Substanz. Würde sie fehlen, könnte sie in gesättigten Märkten nicht zum Kunden durchdringen. Wo Kontinuität und Geduld fehlen und Sinnvermittlung simuliert wird, bleibt am Ende nichts außer einer werblichen Botschaft und dem Preis. Das spüren auch die Konsumenten, die heute mehr Macht denn je haben. „Sie sind kritischer und erwarten wahrhaftige Produkte, die unter einwandfreien Umwelt- und Sozialbedingungen produziert werden. Es geht ihnen um Glaubwürdigkeit und Relevanz. Dabei stehen Marken auch für immaterielle Werte, die Verbraucher erfüllt sehen möchten“, so Johänntgen.

Allerdings entscheidet häufig noch immer der Preis darüber, ob ein Produkt gekauft wird oder nicht – und hier gelten ökologische Alternativen zunächst als teurer, was aber widerlegt werden kann, denn die reinen Produktkosten machen bei der Beschaffung von Büroartikeln nur einen geringen Teil aus – den größten verursachen die Verbrauchs- und Prozesskosten. Die ökologischen Vorteile grüner Produkte führen also zu langfristigen Einsparungen.

Nachhaltiger Konsum wird von vielen befürwortet, aber bei der Umsetzung tun sich die meisten noch schwer: „Aus meiner Sicht handelt es sich weder um einen Mangel an Wissen, noch um einen Mangel an gutem Willen. Das größte Hindernis für ökologisches Verhalten ist vielmehr, dass sich Menschen mit Veränderungen generell schwer tun“, sagt Helmut Kraiß, Mitbegründer und Vorstandsmitglied von memo. „Meist schon von Kindheit an eingeübte Handlungsmuster und liebgewordene Gewohnheiten haben eine äußerst starke Beharrungskraft. Daher halten wir es für äußerst wichtig, den Umstieg auf nachhaltige Produkte so selbstverständlich und einfach wie möglich zu gestalten – und durch ein umfassendes Sortiment die Frage nach konventionellen Alternativen gar nicht mehr aufkommen zu lassen.“

Was memo-Produkte ausmacht – eine Geschichte    

 Hochwertige Qualität zu einem marktgerechten Preis, eine sparsame und recyclingfähige Verpackung, kurze Transportwege sowie eine geringe Umweltbelastung während der Herstellung und Entsorgung – so formuliert die memo AG ihren Anspruch an ein ökologisches und sozial verträgliches Produkt. Der klimaneutral agierende Versandhandel bedient ca. 124.000 Kunden. Den Hauptumsatz macht das Unternehmen mit Sitz in Greußenheim bei Würzburg mit gewerblichen Kunden. Am häufigsten werden Kopierpapiere, Aktenordner oder auch Briefumschläge bestellt, die memo in hochwertiger Recyclingqualität anbietet. Seit einigen Jahren verkauft memo viele dieser Produkte unter eigenem Markennamen.

Der Listungsprozess erfolgt nach strengen Umwelt- und Sozialkriterien und umfasst eine ganzheitliche Analyse der Umweltauswirkungen und der Gesundheitsverträglichkeit der Produkte. Relevant sind Aspekte wie ressourceneffiziente Herstellung, sparsame, recyclingfähige Verpackung, möglichst geringe gesundheitliche Belastung des Benutzers während des Gebrauchs sowie die Recyclingfähigkeit, bzw. die problemlose Rückführung der Produkte in natürliche Kreisläufe. Weitere bedeutende Faktoren sind sozialverträgliche Arbeitsbedingungen in der Produktion und fairer Handel. Letztlich müssen jedoch auch Praxistauglichkeit, Qualität und Preis stimmen. Wenn ein Lieferant ins Sortiment des Versandhändlers aufgenommen werden möchte, erhält er zunächst einen 16-seitigen Fragebogen zu diesen Themen.

Nur wer die hohen Umwelt- und Sozialkriterien einhält, kommt bei memo als Geschäftspartner in Frage. So bezieht z. B. die UmweltBank von memo fast alles, was auf den Schreibtischen der Mitarbeiter zu finden ist: Stifte, Lineale, Radiergummi und Ordner. Aber auch Reinigungsmittel und Papierhandtücher stehen regelmäßig auf der Bestellliste. Auch für Markus Artur Fuchs, Gründungsgesellschafter des enorm-Magazins und Geschäftsführer von KontextKommunikation stellt memo ein bemerkenswertes Unternehmen dar, das auf ihn authentisch und überzeugend wirkt: „Wir beziehen seit Jahren zuverlässig unsere Büroartikel über den Onlineshop, da wir hier letztendlich nahezu alles finden, was wir in unserem Agenturalltag benötigen. Dort wo es eine sinnvolle ökologische Alternative zu konventionellen Materialien gibt, bietet memo diese auch an. Gleichzeitig bestehen aber kaum Produktlücken aus dogmatischen Gründen, die dann zu überflüssigen Alternativbestellungen bei anderen Anbietern führen würden.“

Der „Best of Class“-Ansatz

Der über 600-seitige memo Katalog ist zugleich eine Art Nachschlagewerk zum Thema Nachhaltigkeit, denn die über 10.000 Artikel sind nach ökologischen und sozial verträglichen, aber auch nach qualitativen Kriterien – memo bietet ein Vollsortiment an- ausgesucht. Es wird der „Best of Class“-Ansatz verfolgt: Der Anspruch von memo ist, in jedem Bereich die hinsichtlich Ökologie, Sozialverträglichkeit und Marktfähigkeit besten Produkte zu listen. „In vielen Bereichen der Produktbeurteilung orientieren wir uns an den Kriterien für anerkannte Umweltzeichen und Gütesiegel, die von unabhängigen Zertifizierungsorganisationen und Verbänden vergeben werden. Bereits mit Gütesiegeln ausgezeichnete Artikel werden bevorzugt ins Sortiment aufgenommen“, sagt Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation bei memo. Dabei handelt es sich vor allem um den „Blauen Engel“, das Umweltzeichen FSC®, das „Bio“-Siegel nach EG-Öko Verordnung, das „Fairtrade“-Siegel oder auch das GOTS-Siegel für Textilien.

Das eigene memo Markensortiment umfasst mittlerweile über 1.000 Artikel, darunter Hygienepapiere, Schulbedarf und eine Kollektion aus „biofairen“ Naturtextilien. Viele sind ebenfalls mit anerkannten Gütesiegeln und Umweltzeichen ausgezeichnet. Auch war die memo AG Pilotpartner bei der Einführung des „Fairtrade Certified Cotton“-Gütesiegels für fair produzierte und gehandelte Textilien in Deutschland. 2010 wurde eine Lebenszyklus-Analyse eines memo T-Shirts, bei der die wichtigsten Umweltauswirkungen ermittelt wurden, durchgeführt.

Bei der Beschaffung orientiert sich memo konsequent am Prinzip des „local sourcing“ – soweit möglich werden Lieferanten aus Deutschland und Europa bevorzugt. Dabei ist es nicht nur möglich, auch als kleines Unternehmen die meisten der Lieferanten persönlich zu besuchen, sondern Transportwege werden möglichst kurz gehalten und damit klimaschädliche Emissionen vermieden. Um sie auf ein Minimum zu reduzieren, bietet memo eine besondere Versand-Variante an. Statt doppelt eingeschweißt und im Karton, können die Kunden die Waren in der "memo Box" bestellen, einem grünen, stabilen Kunststoffbehälter. Rund 11 Prozent der Kunden nutzen das Mehrweg-Versandsystem bereits – auch um ge- und verbrauchte Produkte, die bei memo gekauft wurden, zurückzuschicken.

Die unvermeidbaren Rest-Emissionen, die beispielsweise durch Geschäftsreisen oder die Produktion von Werbemedien entstehen, kompensiert der Versandhändler mittels ökologisch sinnvoller Klimaschutzprojekte. Einmal pro Jahr wird eine Umweltbilanz erstellt, in der alle eingehenden Energie- und Stoffströme den ausgehenden gegenübergestellt und über geeignete Kennzahlen bewertet werden. Die Dokumentation aller nachhaltigen Maßnahmen und Leistungen der memo AG wird alle zwei Jahre in einem umfassenden Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht.

memo Mitarbeiter als Markenbotschafter

Die Marke memo kam „von unten“ statt „von oben“, hat markige Werbebotschaften niemals mit der Gießkanne ausgeschüttet, ließ über sich reden und war eingebunden in den systematischen Aufbau und das konsequente Nachhaltigkeitsmanagement des Unternehmens. Und weil Führungskraft und Mitarbeiter von ihren Kernüberzeugungen nicht abrückten, wurde eine stetige Markenentwicklung gefördert, die einen nicht unerheblichen Teil des Unternehmenswerts darstellt. Dabei ist die wesentliche Grundlage für den Unternehmenserfolg zwar der wirtschaftliche Erfolg, aber auch die Strahlkraft der eigenen Marke, die sich durch Inhalt, Unverwechselbarkeit und eine scharfe Profilierung auszeichnet. Ihre Stärke sorgt auch für personenunabhängige Kontinuität. Die Nachhaltigkeit von Unternehmerpersönlichkeiten misst sich am Ende nämlich daran, wie Führungskräfte und Mitarbeiter das Thema selbstverantwortlich und unternehmerisch leben. Zur Aufgabe der Gründer gehörte es vor diesem Hintergrund auch, Führungskräfte und Mitarbeiter zu befähigen, mit der Marke memo erfolgreich zu sein.

Das bedeutete, auf Prozessbewusstsein und flache Hierarchien statt auf Abteilungsbewusstsein zu setzen. Diese Vertrauenskultur zeigt sich z. B. darin, dass die Mitarbeiter jederzeit Zugriff auf wichtige Unternehmenszahlen haben: Jeder kann an seinem PC Umsätze und Verkaufszahlen einsehen, die Löhne sind für alle transparent. Wer bei memo fest angestellt ist, hat Anspruch auf Anteile an einer Beteiligungsgesellschaft und profitiert damit direkt am Erfolg der AG. In regelmäßigen Personalversammlungen werden Probleme offen diskutiert. Oft entstehen aus diesen Versammlungen Vorschläge, die zeitnah umgesetzt werden: So wurden in der Lagerhalle nach einem Vorschlag zusätzliche Rolltore eingebaut, die verhindern, dass bei Warenlieferungen zu viel Wärme verloren geht.

Wenn sich Mitarbeiter in das Unternehmen einbringen, dann denken sie auch unternehmerisch mit – die Firma gehört zu ihrer Identität und Geschichte. So wie für Lothar Hartmann, der seit 1996 bei memo für den Bereich Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanagement zuständig ist: Schon während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre beschäftigte er sich gern mit ökologischen Themen, etwa in den Fachbereichen Logistik oder Industriebetriebslehre. Deshalb war es für ihn „eine großartige Herausforderung – und letztlich auch Berufung - bei der memo AG eine Beschäftigung zu finden.“ Als er hier begann, war er zunächst für die Steuerung der Katalogproduktion und die Web-Shop-Entwicklung zuständig. Parallel bildete er sich berufsbegleitend zum Umweltbeauftragten weiter. Ende 1998 erhielt er von der Geschäftsleitung der memo AG den Auftrag, das Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen und zu verantworten. Aufgabe der Abteilung ist der Betrieb und die Überwachung des integrierten Managementsystems sowie die Beratung, Koordination und Unterstützung der Funktionsbereiche zu allen nachhaltigkeitsrelevanten Themen.

Prozessbewusstsein statt Abteilungsbewusstsein

Zuerst wurden sämtliche Prozesse gemeinsam mit den Mitarbeitern im Rahmen von Audits analysiert, wesentliche Inhalte dokumentiert und detaillierte Schnittstellenanalysen durchgeführt. Auch wurde die erste Ökobilanz des Unternehmens erstellt, in der alle relevanten ein -und ausgehenden Stoff-und Energieflüsse gemessen und dokumentiert wurden. Bereits in dieser ersten Phase konnten umsetzbare Optimierungsmaßnahmen schnell identifiziert werden: „Diese wurden in der Regel von den prozessverantwortlichen Mitarbeitern direkt umgesetzt und erzielten bereits weitere positive ökologische, qualitative oder ökonomische Vorteile. Im zweiten Schritt konnte die Geschäftsführung auf Basis der Prozessanalyse und den Ergebnissen der Ökobilanz die Unternehmensstrategie hinsichtlich einer ganzheitlichen Sichtweise weiter entwickeln und strategische Zielsetzungen definieren. Anschließend wurden alle Mitarbeiter umfassend über die Inhalte des Managementsystems informiert und ihnen die Gelegenheit gegeben, sich aktiv und über ihre eigentlichen Tätigkeiten hinaus einzubringen“, so Hartmann.

Dieser Prozess wiederholt sich durch halbjährliche Audits mit den Abteilungen, bedarfsorientierten Schnittstellenbesprechungen, einer jährlichen Ökobilanz und einem Systembewertungsbericht für die Geschäftsführung. Darauf basierend werden strategische Zielsetzungen weiter entwickelt oder neu definiert und viele operative Maßnahmen durchgeführt. Zum Kern des memo Managementsystems gehören im Wesentlichen drei Instrumente: Im Rahmen halbjährlich stattfindender Audits mit den einzelnen Funktionsbereichen werden die Wirksamkeit und der Erfolg des Managementsystems überprüft. Festgelegte Maßnahmen werden besprochen und bei Bedarf Verbesserungen oder Änderungen eingeleitet. Alle relevanten Informationen werden dabei dokumentiert und allen Mitarbeitern im memo Intranet zur Verfügung gestellt.

Fans statt Kunden: Die memo-Community

Im Laufe der Jahre erhielten die memo AG und ihr Mitbegründer Jürgen Schmidt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2001 den B.A.U.M. Umweltpreis, »Ökomanager des Jahres 2007« von Capital und WWF Deutschland, 2009 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis als »Deutschlands recyclingpapierfreundlichstes Unternehmen«, 2010 eine Auszeichnung der Verbraucher Initiative e.V. in Gold als „Nachhaltiges Einzelhandelsunternehmen“ und 2011 den Deutschen Umweltpreis der DBU, Europas höchstdotierte Umweltauszeichnung. Allerdings war es niemals das Ziel des Unternehmens, „möglichst viele Preise zu sammeln, sondern nachhaltige Produkte aus der Nische in den breiten Massenmarkt zu tragen und so einen deutlich messbaren Effekt für Mensch, Umwelt und Klima zu erzielen.“ Die Auszeichnungen bestätigen den Weg, den memo eingeschlagen hat, als den richtigen.

Dabei ging es  nicht um die Führungsposition beim Umsatz, sondern um den Spitzenplatz in den Köpfen der bewussten Konsumenten, die mit „Community“ (Zielgruppen, die sich selbst bilden) treffend beschrieben sind. Doch ohne Begeisterung entsteht keine Community und fällt keine Kaufentscheidung. Worauf es heute ankommt, ist das Dabei-Sein, um nicht nur zu empfangen, sondern eine Wahl treffen zu können und diese mit anderen zu teilen. Dieses offene System, in denen Kunden und Partner mitwirken und -gestalten können, findet sich bei memo in unterschiedlichen Dialogformaten: So ist das Unternehmen seit 1998 Mitglied im B.A.U.M. e.V. (Bundesdeutscher Arbeitskreis für umweltbewusstes Management) und engagiert sich bei Projekten rund um das ökologische Büro. B.A.U.M. wiederum unterstützt seine Mitglieder in allen Fragen des unternehmerischen Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung.

Die breite Vernetzung und Wirkung von Maßnahmen zeigt sich am Beispiel des Hamburger SV, der 2009 unter dem Vorstandsmitglied Katja Kraus erster Verein der Bundesliga damit begonnen hat, seinen Geschäftsstellenbetrieb nachhaltig auszurichten. Die Ansatzpunkte dafür kamen aus einer Analyse durch den B.A.U.M. e.V. „Auf Basis dieser Analyse und der sich anschließenden Beratungen mit B.A.U.M. haben wir unterschiedliche Veränderungen angestoßen. So wurden beispielsweise der interne Papierbedarf mit Recyclingpapier abgedeckt und Flyer, Tickets, Autogrammkarten sowie andere Kommunikationsmittel seit Saisonbeginn 2010/11 auf Recyclingpapier gedruckt. Das hohe mediale Interesse an Fußballvereinen und die Vorbildfunktion, die sie einnehmen sollten, bedingen eine hohe Transparenz der Aktivitäten“, so Katja Kraus.

Der Fußballbezug hat auch einen symbolischen Charakter: Wenn Produkte und ihre Geschichte glaubwürdig sind, kommen die Kunden von allein, die bald keine mehr sein werden, sondern „Fans“.

Seit der Gründung des Nachhaltigkeitsportals Utopia, das „den Dialogprozess über das Thema Nachhaltigkeit zwischen allen gesellschaftlichen Akteuren fördern und zu einem Motor des grünen Wirtschaftswunders“ werden möchte, ist memo hier Partner und mit einem eigenen Unternehmensprofil vertreten. Im "memo Blog" können registrierte User direkt mit dem Unternehmen in Dialog treten. Im November 2009 unterzeichnete die memo AG das Changemaker-Manifest und verpflichtete sich damit zu transparenten und festen ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen. "Mit diesem Engagement zeigen wir unseren Kunden, Partnern und der Öffentlichkeit, dass wir bereit sind, mit Eigeninitiative unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten sowie einen ambitionierten Schritt zur Lösung gegenwärtiger Probleme zu gehen", sagt Claudia Silber.

Das Engagement von memo steht auch stellvertretend  für all jene, die an ihrem Ort mehr Selbstverantwortung übernehmen und davon überzeugt sind, dass sich die Effekte am Ende addieren. Der Macht des Einzelnen war sich schon der antike Mathematiker Archimedes bewusst: „Gib mir einen Punkt, auf dem ich stehen kann, und ich werde dir die Welt aus den Angeln heben.“

Von Dr. Alexandra Hildebrandt

Weitere Informationen:
www.memo.de
www.memo-werbeartikel.de
www.memoworld.de

Helmut Kraiß, Richard Wolf, Thomas Wolf, Frank Schmähling und Ulrike Wolf (v.l.n.r.)

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